Diskutierten auf dem Podium: (v.l.) Perdita Wünsch (Haus kirchlicher Dienste Hannover), Angela Stiepermann (Ehrenamtliche), Monika Stadtmüller (Ehrenamtliche), Hans-Peter Daub (Dachstiftung Diakonie, Moderation), Friedemann Pannen (Superintendent Osnabrück), Claus-Henning Bruns (Nicolaistift Hannover), Prof. Dr. Beate Hofmann (Kirchliche Hochschule Wuppertal)
Diskutierten auf dem Podium: (v.l.) Perdita Wünsch (Haus kirchlicher Dienste Hannover), Angela Stiepermann (Ehrenamtliche), Monika Stadtmüller (Ehrenamtliche), Hans-Peter Daub (Dachstiftung Diakonie, Moderation), Friedemann Pannen (Superintendent Osnabrück), Claus-Henning Bruns (Nicolaistift Hannover), Prof. Dr. Beate Hofmann (Kirchliche Hochschule Wuppertal)

Keine Alternative zur Kooperation

Nevap-Tagung gibt Impuls für Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und diakonischen Pflegeeinrichtungen

Kirchengemeinden und diakonische Altenhilfe und -pflege müssen enger miteinander kooperieren, wenn sie zukünftig als wichtiger Bestandteil der Versorgung im Sozialraum vor Ort wahrgenommen werden wollen. Darüber bestand weitgehend Einigkeit bei Experten und Teilnehmenden des Fachtages „Kooperation - Gewinn oder Mehrarbeit?“, den der NEVAP am 17. April in Hannover veranstaltete.

Kooperation sei nicht nur wichtig, sondern langfristig eine Existenzfrage für beide Seiten, meinte Friedemann Pannen, Superintendent im Kirchenkreis Osnabrück: „Die Kooperation zwischen Kirchengemeinden und Altenhilfeeinrichtung ist für mich keine Frage der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit, sondern allenfalls der Ausgestaltung.“ Allerdings träfen mit Kirchengemeinden und Altenhilfeeinrichtungen „zwei Systeme“ aufeinander.

Das stellte auch Prof. Dr. Beate Hofmann von der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel fest: „Kirchengemeinden und diakonische Einrichtungen funktionieren nach verschiedenen Logiken und haben unterschiedliche Organisationskulturen. Kirchengemeinden sind mitgliederorientierte Organisationen und Institutionen der religiösen Versorgung.“ Diakonische Alten-und Pflegeeinrichtungen müssten dagegen nach ökonomischen Paradigma funktionieren, erklärte Hofmann. Die Suche nach Kooperationen träfe beide Seiten außerdem in einer Situation erhöhten Drucks, stellten beide Experten fest: Ressourcenknappheit, sinkende gesellschaftliche Akzeptanz und Relevanz bei gleichzeitiger Verschärfung der gesellschaftlichen Ramenbedingungen erschwerten die Kooperationsbereitschaft.

Friedhelm Pannen appellierte trotzdem: „Wer in der Altenhilfe meint, dass er seine Einrichtung nur noch gut führen muss, um genügend Kunden zu gewinnen, wird bald merken, dass das nicht mehr ausreicht“. Es gebe mittlerweile genügend andere qualifizierte Anbieter in der stationären Pflege, die bestens vor Ort vernetzt seien. Der Superintendent empfahl eine offene Kommunikation zwischen Kirchengemeinden und Altenhilfe sowie den Mut, einen ersten Schritt auf andere zuzugehen.

Prof. Dr. Beate Hofmann richtete sich an die Kirchengemeinden und ermutigte diese, sich als wichtige Akteure im Sozialraum zu begreifen: „ Sie sind schon im Sozialraum, sie haben Räume und Netzwerke, sie können zu ehrenamtlichem Engagement motivieren.“ Die Kernfrage sei allerdings, ob der Sozialraum als „gemeindepädagogisch-seelsorgerlich-diakonisch-missionarische Gelegenheit“ überhaupt wahrgenommen werde.

In der abschließenden Podiumsdiskussion mahnte Monika Stadtmüller, ehrenamtliche Vorsitzende des Seniorenbeirates Hannover, an, dass Kirche und Diakonie den Anschluss an die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung suchen sollten. Sie befürworte grundsätzlich mehr Kooperation zwischen Altenhilfe und Kirchengemeinde, warnte aber davor, „einen neuen Zaun hochzuziehen“, der eine sozialraumorientierte Netzwerkarbeit mit weiteren Partnern vor Ort verhindere.

Rund 130 Teilnehmende aus Hauptamt (60 Prozent) und Ehrenamt (40 Prozent) aus diakonischen Pflegeeinrichtungen und Diensten sowie aus Kirchengemeinden ließen sich von den Expertenbeiträgen sowie in Workshops inspirieren. In den Workshops wurden Praxisbeispiele gelungener Kooperationen sowie Methoden der Öffentlichkeitsarbeit vorgestellt.

Anlass der Veranstaltung waren auch die Ergebnisse einer internen Umfrageaktion des NEVAP zum Thema Kooperation, die Vorstandsmitglied Sabine Weber zu Beginn der Tagung präsentierte.

Der Vorsitzende des NEVAP, Christian Sundermann, dankte besonders den ehrenamtlichen Teilnehmenden der Tagung für ihr Engagement und bekräftigte die Bedeutung des Tagungsthemas für die NEVAP-Mitglieder: „Diakonische Einrichtungen müssen sich christlich profilieren. Die Mehrarbeit durch die Zusammenarbeit ist ein Gewinn!“