„Pflege darf nicht zum Armutsrisiko werden“

NEVAP fordert weitere Reformen

Diskusionsrunde mit Ministerin: (v.l.) Nevap-Vorsitzender Christian Sundermann, Sozialministerin Cornelia Rundt, Moderatorin, Jörg Reuter-Raddatz (Diakonisches Werk in Niedersachsen)
Diskussionsrunde mit Ministerin: (v.l.) Nevap-Vorsitzender Christian Sundermann, Sozialministerin Cornelia Rundt, Dr. Andrea Hanke (Sozialdezernentin in Braunschweig), Moderatorin Constanze Abratzky, Jörg Reuter-Radatz (Diakonisches Werk in Niedersachsen). Nicht abgebildet: Helmut Glenewinkel (AOK), Sascha Engelke (VDEK)

Pflegebedürftigkeit darf nicht zur Armutsfalle werden - das war die zentrale Aussage auf der Jahrestagung des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege e. V. (NEVAP) in Braunschweig. „Es ist eine fatale Entwicklung, wenn immer mehr Pflegebedürftige auf staatliche Unterstützung angewiesen sind“, sagte der Vorsitzende des NEVAP, Pastor Christian Sundermann. Der NEVAP schlage vor, eine „Teil-Kasko“ für die Pflege einzuführen, der einen gesetzlich festgelegten Anteil an den Pflegeleistungen abdecke.

Eine entscheidende Aufgabe, der sich Politik, Verbände und Unternehmen in den nächsten Jahren stellen müssten, sei außerdem die Sicherung der erforderlichen Anzahl an Fachkräften für die Pflege, führte Sundermann weiter an: „Dazu gehören bessere Rahmenbedingungen für mehr gesellschaftliche Anerkennung, mehr Personal sowie eine der Verantwortung entsprechende tarifliche Bezahlung, die auch refinanziert ist.“
„Ich trage Eulen nach Athen, wenn ich hier feststelle, dass wir einen extremen Handlungsbedarf haben“, konstatierte auch Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. Es habe bereits einige Verbesserungen durch die Pflegestärkungsgesetze I und II gegeben, aber besonders beim Thema Fachpersonal müssten dringend Lösungen gefunden werden. Die Landesregierung setze sich deshalb beim Bund für die bundesweite Angleichung des Personalschlüssels in Pflegeinrichtungen ein, erläuterte die Ministerin.

Die Bedeutung der Kommunen bei der Umstrukturierung der Pflege war ein weiteres Thema des Fachtages, an dem rund 150 Vertreter aus stationären und ambulanten Einrichtungen teilnahmen. Zur Bewältigung des zunehmenden Pflegebedarfs müssten nach Auffassung des NEVAP zivilgesellschaftliche Ressourcen gezielt gestärkt und aktiviert werden und die Kommunen hierbei als Koordinatoren auftreten.
„Wir kommen nicht darum herum, die Kommunen zu stärken“, stellte auch der Freiburger Gerontologe Prof. Dr. Thomas Klie fest. 2030 würden allein in der stationären Pflege schätzungsweise eine halbe Million Pflegekräfte fehlen. Er bemängelte eine fehlende Gesamtverantwortung für die Pflegebedürftigen - jenseits des bestehenden Konkurrenzkampfes zwischen den Anbietern. „Wir brauchen eine starke Diakonie, die die Reformen weiter voranbringt“ richtete Klie seinen Appell an die Tagungsteilnehmer.

Der Niedersächsische Evangelische Verband für Altenhilfe und Pflege e.V. (NEVAP) ist übergreifend für die landeskirchlichen Werke als Fachverband tätig und vertritt derzeit 170 Träger mit 293 ambulanten und stationären Altenhilfeeinrichtungen in Niedersachsen.