Brennpunkt Personal

100 Pflegefachleute diskutieren beim NEVAP-Fachtag über Zukunft der Branche

NEVAP-Vorsitzender Pastor Sven Schumacher
NEVAP-Vorsitzender Pastor Sven Schumacher

Rund 100 Expertinnen und Experten aus stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen der Diakonie sowie Altenhilfe und Pflegewissenschaft diskutierten beim Fachtag des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege über das Zukunftsthema Personal.


Der NEVAP setze sich ausdrücklich für eine bessere Personalausstattung ein, die mit dem bundeseinheitlichen Verfahren zur Personalbemessung in Pflegeeinrichtungen gemäß Paragraf 113c des SGB XI erreicht werden soll, erklärte NEVAP-Vorsitzender Pastor Sven Schumacher (Foto) bei der ersten Präsenztagung des Fachverbandes seit Beginn der Pandemie: „Unsere Pflegeeinrichtungen kämpfen bei einem völlig leergefegten Arbeitsmarkt bei gleichzeitig wachsender Nachfrage durch Menschen mit Pflegebedarf seit Jahren um mehr Personal!“ Auch die derzeitigen Ausbildungskapazitäten genügten nicht, um den zukünftigen Bedarf sicherzustellen. Dies umfasse sowohl Pflegefachkräfte als auch Pflegehilfskräfte mit ein- bis zweijähriger Ausbildung.


Damit das Ziel einer besseren Personalausstattung in der Pflege gelinge, müsste die Politik auf Landes- und Bundesebene deshalb einige Hürden bei der praktischen Umsetzung des Gesetzes bewältigen, so der Vorsitzende: „Wenn der Personalbedarf in der Pflege nicht insgesamt gedeckt wird, kommt es nur zu Umverteilungen und zum Kampf um das Personal“, warnte Schumacher.


Entscheidende Stellschrauben, so sahen es die Expertinnen und Experten des Fachtages übereinstimmend, seien notwendige Änderungen der Heimgesetzgebung an die neuen Personalregelungen sowie Reformen in der Ausbildung der Pflegekräfte. Für die bereits in den Einrichtungen arbeitenden Pflegehilfskräfte sollten beispielsweise dringend unbürokratische berufsbegleitende Wege der Ausbildung eröffnet werden.


Um den Pflegebedürftigen auch in Zukunft eine gute Versorgung anbieten zu können, müssten die Anforderungen im Flächenland Niedersachsen bei der ambulanten Pflege Berücksichtigung finden, betonte NEVAP-Geschäftsführer Frank Pipenbrink: „Für die städtischen Räume existieren schon einige gute Beispiele der quartiersbezogenen Bildung von Netzwerken zur Versorgung Pflegebedürftiger. Um dem Versorgungsrückgang in der Fläche entgegenzuwirken, ist es notwendig, trägerübergreifende Strukturen zu bilden. Im ländlichen Raum bestehen besondere Herausforderungen, beispielsweise bei der Kommunikation und der Mobilität. Diese müssen zukünftig durch den Einsatz von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Robotik abgemildert werden. Aktuelle Forschungsergebnisse müssen dazu auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet werden.“