09.05.2023

DEVAP-Umfrage zeigt: Unterversorgung im Pflegebereich ist Alltag

Eine Ad-hoc-Umfrage des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege e.V. (DEVAP) zeigt die zugespitzte Situation in der Pflege, die in manchen Regionen bereits zu einer Unterversorgung führt.

An der Umfrage zwischen dem 12. Januar und 21. April 2023 hatten 163 Pflegeeinrichtungen aus Niedersachsen teilgenommen. Die Ergebnisse bestätigten, was Pflegeexperten schon lange befürchten.

„Es ist Alltag geworden, dass ambulante Dienste oder auch stationäre Altenhilfeeinrichtungen täglich Anfragen von Angehörigen und auch zu Pflegenden ablehnen müssen, weil Personal fehlt und dadurch Betten nicht mehr belegt bzw. Versorgungsanfragen in der eigenen Häuslichkeit nicht mehr angenommen werden können Die Situation ist für alle Beteiligten kaum mehr ertragbar“, so Stefanie Schwinge-Fahlberg, stellvertretende Vorsitzende des Niedersächsischen Evangelischen Verbands für Altenhilfe und Pflege e.V. (NEVAP).

NEVAP-Vorsitzender Sven Schumacher bestätigt: „Die Hilfesuchenden sind verzweifelt. Der Druck ist groß, so dass Menschen bei einer Absage am Telefon auch häufig in Tränen ausbrechen. Das ist für die Mitarbeitenden sehr belastend, da sie an der derzeitigen Situation nichts ändern können.“

75 Prozent der 163 Teilnehmenden gaben an, dass sie aus personellen Gründen die Leistungen einschränken mussten. Die Hauptgründe sind kurz- oder langfristige Erkrankungen von Mitarbeitenden und die Nichtbesetzung von offenen Stellen.

„Aufgrund des Personalmangels werden bereits heute schon immer mehr stationäre Einrichtungen nicht mehr voll belegt und in der Folge umgenutzt bzw. geschlossen“, so Stefanie Schwinge-Fahlberg. Sven Schumacher ergänzt: „Und dies, in einer Situation in der die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2030 auf bis zu 6 Mio. um 20% ansteigen wird, während im gleichen Zeitraum 40% des Pflegepersonals aus Altersgründen aus dem Berufsleben ausscheidet.“

In der ambulanten Pflege ist die Lage noch dramatischer. Das hat auch Auswirkungen auf die die stationäre Pflege. „Finden die zu pflegende Person oder deren Angehörigen keinen ambulanten Pflegedienst oder können Pflegeleistungen nicht aufgestockt werden, bedeutet das für viele zu Pflegenden, dass sie in eine stationäre Einrichtung müssen. Wir sprechen von einem sogenannten „Heimsog“, der da einsetzt“, so Schumacher.

Stefanie Schwinge-Fahlberg konkretisiert: „Das verschärft dann natürlich die Versorgungslage in den stationären Einrichtungen und führt dazu, dass Menschen, die eigentlich noch gut zuhause versorgt werden könnten, ins Heim müssen und damit auch häufig aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen werden.“