Pflege muss neue Wege gehen

(v.l.): NEVAP-Vorsitzende Pastor Sven Schumacher, Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Universität Gießen), Peter Dürrmann (Vorsitzender DVLAB), Stefanie Schwinge-Fahlberg (Stv. NEVAP-Vorsitzende)
(v.l.): NEVAP-Vorsitzender Pastor Sven Schumacher, Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Universität Gießen), Peter Dürrmann (Vorsitzender DVLAB), Stefanie Schwinge-Fahlberg (Stv. NEVAP-Vorsitzende)

„Wir haben in der Pflege keine Krise, sondern eine Katastrophe“. Mit diesem deutlichen Statement eröffnete der Sozialwissenschaftler und Theologe Dr. Reimer Gronemeyer die Diskussion zum Zustand der Pflege beim Fachtag des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege (NEVAP) am Donnerstag in Hannover.

Die Gesellschaft müsse bei der Versorgung pflegebedürftiger Menschen neue Wege einschlagen, mahnte Gronemeyer, und sich wieder zu einer „sorgenden Gesellschaft“ entwickeln: „Die Pflege in der heutigen Form ist ein Kind der Wohlstandsgesellschaft. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir sehen müssen, dass es so nicht weitergeht.“

Der zweite Gastredner, Peter Dürrmann, Bundesvorsitzender des Deutschen Verbandes der Leitungskräfte der Alten- und Behindertenhilfe, richtete scharfe Worte an die Politik. Obwohl die demografische Entwicklung und ihre Auswirkungen auf den Arbeitskräftemarkt seit vielen Jahrzehnten bekannt seien, habe es keine zielgerichtete Politik dazu gegeben, kritisierte der Pflegeexperte.  Es sei eine „Illusion“, dass man den fortschreitenden Fach- und Personalmangel in der Pflege etwa durch Fachkräfte aus dem Ausland beheben könne. Zurzeit seien lediglich „Kannibalisierungseffekte“ im Kampf um das fehlende Personal zu beobachten, konstatierte Dürrmann.

In der anschließenden Diskussionsrunde der beiden Gäste mit den NEVAP-Vorständen Sven Schumacher (Vorsitzender) und Stellvertreterin Stefanie Schwinge-Fahlberg ging es um mögliche Lösungen aus der Krise. Sven Schumacher forderte insbesondere eine „Entbürokratisierung und Entsäulung“ der professionellen Pflege, damit sich Einrichtungen in Richtung einer Quartiersversorgung entwickeln könnten. Viele Heime und ambulanten Dienste wollten sich durchaus öffnen, betonten Schwinge-Fahlberg und Schumacher, seien aber durch bestehende rechtliche und behördliche Vorgaben daran gehindert.

In einem weiteren Fachbeitrag stellte Dr. Heidi Oschmiansky (Deutsches Rotes Kreuz) „Krisenkonzepte in Pflegeeinrichtungen“ vor und appellierte an die Fachtagsteilnehmenden, in ihren Unternehmen entsprechende Pläne vorzubereiten, um bei längeren Stromausfällen oder Evakuierungen in Notlagen vorbereitet zu sein.  Beim Thema "Springerkonzepte" stellten Simone Weber (Diakonie Bayern) und Monica Linzinger (Christliche Arbeitsgemeinschaft Nürnberg) positive Erfahrungen aus der Praxis einer stationären Pflegeeinrichtung in Bayern vor.

Am Vormittag der Veranstaltung hatte die Mitgliederversammlung mit Eva Wendebourg (Stiftung Haus Zukunft, Soltau) ein neues Mitglied in den NEVAP-Vorstand gewählt.

 

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