Mehr Personal und bessere Organisation
Beim Fachtag des Niedersächsischen Evangelischen Verbandes für Altenhilfe und Pflege (NEVAP) am Donnerstag in Hannover stand der Personalmangel in der Pflege im Mittelpunkt der Diskussionen. Referent Prof. Dr. Heinz Rothgang von der Universität Bremen erläuterte die Studie seiner Forschungsgruppe zur Personalbemessung in der stationären Langzeitpflege.
Die Studie ist Grundlage des 2021 in Kraft getretenen Gesundheitsvorsorge- und Personalverbesserungsgesetzes (GPVG), das ein bundesweit einheitliches Personalbemessungsverfahren in der stationären Pflege und zunächst 20.00 neue Stellen in der Pflege vorsieht. Ab 2023 folgt die Einführung eines bundeseinheitlichen Personalschlüssels.
Die Ergebnisse der Studie, in der deutschlandweit rund 131.000 pflegerische Tätigkeiten mit 1380 beteiligten Pflegebedürftigen in 62 Pflegeinrichtungen untersucht wurden, hätten klar gezeigt, dass Personal fehle, so Rothgang: „Insgesamt brauchen die Einrichtungen gut ein Drittel mehr Pflegende.“ Allerdings habe die Studie auch ergeben, dass vor allem erheblich mehr Pflegeassistenzkräfte benötigt werden, also Pflegekräfte mit ein- oder zweijähriger Ausbildung.
Zusätzlich sei es aber unumgänglich, dass die Einrichtungen sich organisatorisch veränderten, so der Wissenschaftler. Zurzeit mache tendenziell jede Pflegekraft, was gerade anfalle, unabhängig davon, wie qualifiziert sie sei, erklärte Rothgang. Das führe auch dazu, dass sich in der Pflege Tätige aus Unzufriedenheit durch Über- beziehungsweise Unterforderung immer mehr vom Beruf abwendeten.
Die neuen Gesetze gingen zwar in die richtige Richtung, so Rothgang, reichten aber keinesfalls, um den tatsächlichen Bedarf zu decken. An die Fachtagsteilnehmenden aus diakonischen Pflegeeinrichtungen in Niedersachsen appellierte der Wissenschaftler, sich intensiv der Organisations- und Personalentwicklung zu widmen „ Schauen Sie beim Einsatz Ihrer Beschäftigten mehr auf die individuellen Kompetenzen und setzen Sie sie danach ein.“ Mehr Personal in der Pflege gebe es langfristig nur durch die Anhebung der Attraktivität des Berufs.
Zweiter thematischer Schwerpunkt des NEVAP-Fachtages war die Weiterentwicklung der sektorenübergreifenden Aspekte der Altenhilfe. Die Diplom-Psychologin Karen Haubenreisser von der Ev. Stiftung Alsterdorf, stellte mit „QPLusAlter“ ein Projekt vor, dass ältere Menschen in Hamburg durch qualifizierte „Quartierslots*innen“ in schwierigen Lebenssituationen so unterstützt, dass diese weiterhin im gewohnten Lebens- und Wohnumfeld bleiben können. Dazu werden Nachbarschaften, Vereine, Kirchen und Ehrenamtliche und gegebenenfalls ambulante professionelle Hilfen vermittelt - basierend auf dem, was die Menschen selbst wollten und mit dem Ziel, dass diese weiter selbstbestimmt leben könnten.
In diesem Bereich gebe es zahlreiche gute Beispiele und Modellprojekte, es fehle allerdings an der Regelfinanzierung, resümierte auch NEVAP-Vorsitzender Sven Schumacher. Unklar sei auch, wie dies im ländlichen Raum umgesetzt werden könne.
In Gesprächsforen am Nachmittag ging es außerdem um Möglichkeiten und ethische Fragen beim Einsatz digitaler Assistenzsysteme und -techniken in der Altenpflege.
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